Wer als Kind die Filme von Pipi Langstrumpf gesehen hat, wird sich bei unseren Fotos im letzten Blogpost „Die Luft ist raus“ vielleicht daran erinnert haben, obwohl Roros ja in Norwegen ist. Dort wurde tatsächlich der Pipi Langstrumpf Film „Pipi geht von Bord“ gedreht! p1080372-kopieRoros hat uns sehr gut gefallen – auch, weil dort richtig Winter war und ausnahmsweise keine anderen Touristen. War Lappland durch Direkt- und Charterflüge nahezu „überfüllt“ und schwierig, dort ein freies Bett zu finden, herrschte hier wohltuende Ruhe.

s10c0005Der Abschied von Roros fiel schwer, aber wir hatten einen tollen Tag vor uns. Um Schnee und Eis nochmal richtig mit den Motorrädern zu genießen, hatten wir uns eine 275km lange Etappe durch die Wälder und Berge heraus gesucht, auf denen wir uns noch ein allerletztes Mal mit unseren Spikes austoben wollten. Und es war so schön! Sonne schien in Norwegen auch im Süden gerade „aus“ zu sein, aber der viele Schnee entschädigte für dieses kleine Manko.

img_1195-kopieEinige Kilometer schneite es in dicken Flocken und bei angenehmen Temperaturen um die 0°C ließen wir unsere zwei Süßen durch die weiße Winterlandschaft fliegen, dass das Herz fast überquoll vor Spaß und Freude! Nur ein Mal hatten wir etwa 15km mit tiefen Eis-Spurrillen zu kämpfen, die dick im Neuschnee versanken und daher völlig unsichtbar für eine recht „schaukelige“ Fahrt sorgten. Wir erinnerten uns an die Worte des Busfahrers in Finnland, der uns vor der Einreise nach Norwegen über die winterlichen Straßenverhältnisse mit „Norway is not Finland!“ warnte. Nach einigen tausend Kilometern in Norwegen, Finnland und Schweden müssen wir dem Busfahrer recht geben: die gepflegtesten Eistraßen haben die Finnen, gefolgt von den Schweden.

img_1167-kopie Nichtsdestotrotz können wir sagen: nichts hat uns zu Fall gebracht! Wir haben die komplette Eisreise sturzfrei geschafft – sicherlich aber auch, weil für die täglich wechselnden teils doch etwas anspruchsvolleren Untergründe ein gewisses Fahrkönnen nötig (und vorhanden) war. Ich glaube, jeder von uns hat mehr als 1x pro Tag ein ausbrechendes Hinterrad wieder einfangen müssen, ein sich dumm einfädelndes Vorderrad wieder auf Kurs gebracht oder eine schlingernde Fuhre stabilisiert. Wir sind uns sicher, dass wir dies nur deshalb völlig entspannt und routiniert „nebenbei erledigt“ haben, weil wir beide über eine gewisse Rallye-Erfahrung verfügen. Auch, wenn das viele für ein gefährliches Hobby halten: uns hat es eine sichere, unfallfreie und sturzfreie Fahrt auf Schnee und Eis gebracht!

p1080422-kopieBevor wir die letzte Nacht in der „Zivilisation“ in Oslo verbrachten, wollten wir noch ein letztes Mal in einer Holzhütte übernachten, uns „Hüttenessen“ kochen und ein letztes Mal „Skandinavienromantik“ genießen. Wir fanden „Moyrud“, zwei unter Denkmalschutz stehende Holzhäuser aus dem Jahre 1800, in denen man übernachten konnte. Es handelte sich dabei um „Sklavenhäuser“, die vor über 200 Jahren überall in Norwegen von den Bauern für ihre „Leibeigenen“ inmitten ihrer Felder gebaut wurden. Die „norwegischen Sklaven“ lebten dort mit bis zu 8 Personen und schufteten ohne Lohn für die Bauern. Wurden sie zu alt oder arbeitsunfähig, wurden sie einfach auf die Straße gesetzt.

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Diese beiden geschichtsträchtigen Häuschen wurden von unserer Gastgeberin liebevoll eingerichtet vermietet und wir kamen aus dem Entdecken so vieler liebevoller Details nicht heraus. Ein absoluter Glücksgriff für unsere letzte „Hüttennacht“!

p1080419-kopieSchon die ganze Nacht wütete draußen mal wieder der Sturm, der Regen mit sich brachte, sodass beim Aufwachen kein Schnee mehr da war. Wir genossen das beste Frühstück der Reise, das uns von der so herzlichen Vermieterin zubereitet wurde: uns fehlte es an nichts – im Gegenteil, wir überfraßen uns maßlos an den vielen hausgemachten Leckereien!

Wir ließen uns Zeit mit der Abfahrt, denn auf uns warteten nur noch 120km nach Oslo, wo wir ein Zimmer in einem voll automatisierten Hotel ohne Menschen reserviert hatten. Die Fahrt nach Oslo zog sich wie Kaugummi. Statt Schnee gab es nur Regen und aus irgendeinem Grund hatte man einen Schneepflug auf die Straße geschickt, der mit 60km/h vor uns her schlich und imaginären Schnee von der Straße putzte. In einem Tunnel gelang uns das Überholen – und nun überholte man uns, denn mit den Spikes wollten wir nicht schneller als 90km/h fahren.

p1080428-kopieJeder, der uns überholte, brachte ein „Wellnesspaket“ über uns: eine Ladung Spritzwasser nach der anderen ergoss sich über uns. Nicht irgendein Spritzwasser, sondern satte Salzbrühe, wir wurden samt unserer Motorräder dick in Salz gepökelt. Soll ja haltbar machen, allerdings nicht unsere Motorräder: weil wegen Winter (welcher Winter?) keine Hochdruckreiniger verfügbar sind, rosten die beiden nun traurig vor sich hin und lassen das Salz munter aufblühen… Das waren eindeutig die blödesten Kilometer der Reise – gekrönt von einem schönen Stau!

img_0925-kopieIn Oslo liefen wir im Dunklen hoch zum Schloss, wo alles seinen Anfang nahm: hier hatte mir Jan am 28.12.2015 die entscheidende Frage gestellt, dessen Resultat diese magische Hochzeitsreise ist! Zum Abschluss des Abends hatten wir in dem indischen Restaurant einen Tisch reserviert, in dem wir nach meiner eindeutigen Antwort damals essen waren. Ein schöner Abend!

p1080424-kopieAm frühen Nachmittag des 11. Januar fuhren wir an Bord der „Color Fantasy“, in dessen Terminal im Dezember 2015 die Idee zu dieser Hochzeitsreise entstand. Was damals nach „verrückter Idee“ klang, entwickelte sich dann doch recht schnell zu einem konkreten Plan und einem „Projekt“, was uns schon in der Vorbereitung sehr viel Spaß bereitet hat. Nun standen wir im Hafen von Oslo und waren ratlos: was könnte unsere nächste „verrückte Idee“ sein, die sich zu einem „Projekt“ entwickelt und so viel Spaß bringt? Unsere Winterausrüstung ist top und die Spikes und Reifen noch fast neu. Wir sind also quasi „ready to go“ – bloß wohin? Wer von Euch hat eine Idee, was unser nächstes „Eisreise-Projekt“ werden kann? Wir freuen uns auf Eure allerverrücktesten Vorschläge!

p1080435-kopieUnd wieder hatten wir Glück: es war kein Druckfehler, dass auf unserer Bordkarte „3* outside cabin“ stand, wir hatten wirklich wieder eine luxuriöse Außenkabine bekommen! Weniger Glück hatten wir – natürlich – mit dem Wetter. Schon im Oslofjord windete es stark und die See türmte sich schäumend um das Schiff auf.

p1080440-kopieWir hatten zum Abschluss der Reise einen Platz im a la carte Bordrestaurant reserviert, wo ich nach der Hälfte meines sehr leckeren Fischgerichtes sicherheitshalber aufgeben musste, weil mir unwohl wurde. Zur Show saßen wir dann im Bug des Schiffes, das durch die Wellen sprang, sodass ich es doch vorzog, auf die Show zu verzichten und die Kabine aufzusuchen, um nicht doch noch Gebrauch der Kotzetütchen machen zu müssen. Gegen Abend beruhigte sich komischerweise die See wieder und mir ging es wieder prima, obwohl wir Richtung Dänemark in den Skagerrak einfuhren. Das norwegische Wetter war ganz klar gegen mich. Alles klar, ich habe verstanden: ich komme nicht mehr wieder. In die Finnmark, nach Lappland oder den hohen Norden Finnlands müssen wir aber bald nochmal hin: zum Snowmobile fahren!

p1080448-kopieBei spiegelglatter See liefen wir in Kiel ein. Ein kurzer Rundumblick im Hafen: keine Polizei – also heimlich los mit den Spikes 5km durch die Stadt bis zur Uni, wo Bernd vor 3 Wochen Jans Iveco Daily „Kluti“ geparkt hatte. Auf der Fahrt dorthin übersah mich ein Ford Fiesta, sodass ich mit den Spikes eine deutlich hörbare Querfurche mit dem Hinterrad in den Asphalt kratzen musste. Natürlich im Schneeregen, denn in Deutschland war Tief „Egon“ zugange und hatte seinem Kumpel „Axel“ beim Schlechtwettermachen gut zugeschaut. Schön, die letzten Kilometer dann im Trockenen mit Heizung im Kluti bis Hamburg zurück zu legen.

p1080454-kopieIn den nächsten Tagen und Wochen sortieren und rekapitulieren wir noch unsere Erlebnisse, Erfahrungen und Ausrüstung und lassen Euch auch daran noch teilhaben – damit Ihr bei Eurer eigenen Eisreise davon profitieren könnt. Die ersten Termine für Reisevorträge und Veröffentlichungen stehen auch schon – wir halten Euch auf dem Laufenden!

Und nun seid Ihr gefragt: wohin soll unsere nächste Eisreise führen?